Der tiefe Fall des Präsidenten-Sohns

von Redaktion

VON FABIAN ERIK SCHLÜTER UND AURÉLIA END

Ort – Vaterliebe ist nicht immer einfach, und Joe Biden kann ein Lied davon singen. Sein Sohn Hunter hat dem US-Präsidenten in den vergangenen Jahren wiederholt Schwierigkeiten bereitet. Umstrittene Geschäftsaktivitäten des 53-Jährigen sowie Probleme mit Alkohol und Drogen boten nicht nur Stoff für Negativ-Schlagzeilen, sondern auch für Angriffe der Republikaner auf den Präsidenten. Gestern musste Hunter Biden wegen Vorwürfen des Steuerbetrugs und des illegalen Waffenbesitzes vor Gericht erscheinen.

Obwohl Hunter Bidens Probleme mit dem Gesetz seinem Vater im Präsidentschaftswahlkampf 2024 schaden könnten, stellte er sich nach einem Schuldeingeständnis seines Sohnes im Juni ein Mal mehr hinter ihn. „Der Präsident und die First Lady lieben ihren Sohn und unterstützen ihn, während er sein Leben weiter neu aufbaut“, erklärte das Weiße Haus. Schon im Präsidentschaftswahlkampf 2020 hatte Biden in einer Fernsehdebatte mit seinem Kontrahenten Donald Trump betont, er sei „stolz“ auf seinen Sohn.

Hunter Biden hat in seiner 2021 veröffentlichten Autobiografie offen über seine Probleme gesprochen. Er schildert in dem Buch „Beautiful Things: Meine wahre Geschichte“ Wodka-Exzesse und nächtliche Suchen nach Crack, gescheiterte Entzugsversuche und sogar eine Affäre mit der Witwe seines 2015 an einem Gehirntumor verstorbenen älteren Bruders Beau. Sein Vater habe ihn aber nie aufgegeben.

Hunter Bidens Kindheit war von einem tragischen Unglück überschattet: Er und sein Bruder wurden 1972 bei einem Autounfall schwer verletzt, ihre Mutter – Joe Bidens erste Ehefrau Neilia – und ihre Schwester Naomi starben.

Später stand Hunter Biden stets im Schatten seines großen Bruders, über den Präsident Biden regelmäßig in höchsten Tönen spricht. Beau Biden hatte eine aussichtsreiche politische Karriere, während Hunter Biden als Geschäftsmann und Anwalt nie wirklich glänzte. 2014 wurde er wegen eines positiven Kokain-Tests aus der Reserve der US-Navy geworfen.

Für Schlagzeilen sorgte ebenfalls ein lukrativer Job im Verwaltungsrat des ukrainischen Gasunternehmens Burisma, den Hunter Biden 2014 bekommen hatte. Zu dieser Zeit war sein Vater Joe Vizepräsident unter Barack Obama. Der Posten wurde später zum Ausgangspunkt der sogenannten Ukraine-Affäre, die zum ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führte. Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 2019 zu Korruptionsermittlungen gegen die Bidens gedrängt und damit in den Augen der Demokraten Amtsmissbrauch begangen.

Hunter Biden hat bestritten, dass der Job bei Burisma unethisch gewesen sei – aber auch erklärt, dass er ihn besser nicht angenommen hätte. Die Republikaner erheben bis heute Korruptionsvorwürfe gegen Hunter Biden und nutzen dies für Angriffe auf seinen Vater. Kurz vor der Präsidentschaftswahl 2020 sorgten dann Dokumente von einem Laptop für Wirbel, den Hunter Biden bei einem Computer-Reparaturladen abgegeben hatte. Hunter Biden und der Laptop sind regelmäßig Gegenstand von Verschwörungstheorien.

Noch während Trumps Präsidentschaft wurden außerdem Ermittlungen gegen Hunter Biden eingeleitet, die jetzt zu dem Prozess wegen Steuerhinterziehung und illegalen Waffenbesitzes führten. Er hatte die für 2017 und 2018 fällige Einkommensteuer nicht gezahlt, außerdem besaß er 2018 kurzzeitig einen Revolver, obwohl ihm das als Drogenkonsument verboten war. Mit seinem Schuldeingeständnis und Vereinbarungen mit der Bundesstaatsanwaltschaft von Delaware wollte Biden einer Haftstrafe entgehen.

Gestern bekannte er sich nun überraschend nicht schuldig. Zuvor war die bereits ausgehandelte Vereinbarung mit der Bundesstaatsanwaltschaft gescheitert, nachdem die Richterin deren Inhalt in Frage gestellt hatte. Sie legte den Deal auf Eis.

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