Wladimir Putin mag militärisch nicht der große Führer sein, als der er sich gerne präsentiert. Aber in seinem ureigensten Metier, dem Intrigieren in Geheimdienst-Manier, ist der angeschlagene Kreml-Herr noch immer ein Meister. Mit der Aufkündigung des Getreide-Abkommens trifft er nicht nur einen der wichtigsten Wirtschaftszweige der Ukraine empfindlich, sondern er sät gleichzeitig noch Zwietracht in der EU und biedert sich als „Retter“ gegen eine Nahrungskrise in Afrika an.
Der Kreml-Herr weiß ja genau, dass die Solidarität mit der Ukraine immer dann an ihre Grenzen gerät, wenn die eigene Wähler-Klientel daheim aufbegehrt. Die polnische PiS-Partei, die sich gerne als Speerspitze der Ukraine-Unterstützer präsentiert, wird so ganz schnell zum Bremser, wenn die polnischen Bauern auf die Barrikaden gehen. Die Landwirte in den osteuropäischen EU-Staaten fürchten einen Preisverfall, wenn große Mengen ukrainischen Getreides auf den Landweg über ihre Staaten transportiert werden. Selbst wenn die EU die Sorgen der Bauern zerstreuen kann und ukrainisches Getreide in verplombten Waggons durch Polen oder Rumänien Richtung Afrika transportiert: Der umständliche Landweg verteuert den ukrainischen Weizen. Deshalb werden die Afrikaner, die Putin ab heute zum Gipfel in St. Petersburg lädt, den Lockrufen des Kreml gerne folgen: Die Russen versprechen, mit ihrer „Rekordernte“ das Getreide günstig oder kostenlos zu ersetzen, das sie in der Ukraine zerbomben. Infam. Aber erfolgreich.
Klaus.Rimpel@ovb.net