Brüssel – Die EU will die Ukraine dabei unterstützen, alternative Handelswege für den Getreide-Export auszubauen. So sollen die Verluste durch die russische Blockade des Exports übers Schwarze Meer ausgeglichen werden.
Doch die osteuropäischen Nachbarstaaten Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien fürchten die ukrainische Konkurrenz für ihre Bauern. Deshalb setzten die Osteuropäer vorerst bis 15. September befristete Einfuhrbeschränkungen für ukrainischen Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkerne durch. Nur der Transit ist erlaubt. Allerdings gelangte ukrainisches Getreide, das eigentlich nur durch Polen transportiert werden sollte, im Juni dennoch auf den polnischen Markt und löste einen Preisverfall aus. Aus Protest blockierten polnische Bauern den Grenzübergang zur Ukraine. Polen will deshalb notfalls auch im Alleingang Einfuhren aus der Ukraine blockieren, falls die Einfuhrbeschränkungen im Herbst aufgehoben werden.
Als Kompromiss schlug Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) vor, die ukrainischen Agrarprodukte nur in verplombten Waggons durch Polen zu Ostsee-Häfen im Baltikum zu transportieren. Der slowakische Agrarminister Jozef Bires sieht in „Solidaritätskorridoren“ die Lösung, also den Transport über Straßen, Schienen oder Flüsse der EU-Staaten.
EU-Kommissar Janusz Wojciechowski zeigte sich zuversichtlich, dass fast das ganze für den Export bestimmte Getreide über diese Handelswege exportiert werden könne. Seit Beginn des Krieges seien bereits 60 Prozent der ukrainischen Getreideexporte so abgewickelt worden. Es wird daran gearbeitet, diese Handelswege noch weiter auszubauen.