Ärger um Lehrer-Kampagne

von Redaktion

Provokantes Plakat: „Keinen Bock auf Arbeit? Werde Lehrer“

München – Wer in diesen Tagen am Stuttgarter Flughafen unterwegs ist, kann ein Werbeplakat kaum übersehen. Das Kultusministerium von Baden-Württemberg wirbt damit für den Lehrerberuf und versucht gezielt, Quereinsteiger anzusprechen. „HURRAAA“, heißt es da in fetten Buchstaben. Besonders ein Slogan der mehrteiligen Kampagne sorgt für Aufregung: der vom Flughafen, der auf die Ferienzeit anspielt. „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer.“

Man kann das so lesen, als wäre der Lehrerberuf eine gute Alternative für jene, die es nicht so mit dem Arbeiten haben. Entsprechend verärgert reagierten Berufsvertreter. „Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt“, empörte sich Karin Broszat, Vorsitzende des Realschullehrerverbands. Der Chef des Verbands Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, beklagte „eine Unverfrorenheit, die uns schlicht sprachlos macht“.

Das Ressort von Kultusministerin Theresa Schopper verteidigt die Kampagne. Ein Sprecher verweist auf hohe Zugriffszahlen der Website und viele Anmeldungen auf einem Portal für Vertretungskräfte. „Auf die Idee, dass Lehrkräfte faul seien, kommt hier überhaupt niemand.“

Dass eine Kampagne grundsätzlich Sinn mache, räumt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein. Sie plädiert aber eher dafür, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Konkret sollten auch Referendare über die Sommerferien bezahlt und die Besoldung von Grund- und Hauptschullehrern angehoben werden.

Eine andere Antwort gibt Ralf Scholl, Chef des Philologenverbandes im Südwesten. Er empfiehlt eine zweite Kampagne: „Null Bock auf Arbeit? – dann geh ins Kultusministerium! Da genügen hohle Sprüche.“  mb

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