Parkplatz-Debatte

Bitte nicht das radikale Programm!

von Redaktion

VON ULI HEICHELE

Hans-Dietrich Genscher hat sinngemäß mal gesagt, er halte nicht viel von Alles-oder-nichts-Politik. Denn: Wer alles will, kriegt in der Regel nichts. Damit hat sich der ehemalige Bundesaußenminister zwar auf die weite Welt und auf die große Politik bezogen, aber Gültigkeit hat sein Satz auch im kleineren Maßstab. Wenn’s etwa um die Verkehrsplanung in München geht, wäre so mancher Entscheider gut beraten, in der Debatte kurz innezuhalten und sich an dieses Prinzip zu erinnern. Was in den vergangenen Monaten und Jahren bei vielen Münchnern ankommt, ist nämlich das radikale Programm: Parkplätze müssen weg! Hier für einen Radweg, da für eine Sommerstraße, dort für einen Verkehrsversuch.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich braucht’s eine Verkehrswende. Aber was dieses Wort genau heißt: Darüber muss man reden. Wenn bei den Bürgern das Gefühl entsteht, dass einfach nur alles gegen das Auto und fürs Radl entschieden wird (gefühlt also genau andersrum als früher), dann läuft was falsch. Wenn sich Handwerker ernsthaft überlegen, mit ihren Betrieben wegen der Parkplatznot aus der Stadt wegzuziehen, dann läuft was falsch. Und wenn Parklizenzgebiete dermaßen überbucht werden, dass man trotz bezahlter Erlaubnis keine Stellfläche findet: Dann fühlt sich das stark nach Alles-oder-nichts-Politik an.

Ulrich.Heichele@ovb.net

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