Werben um Lehrkräfte

Fatales Spiel mit dem Klischee

von Redaktion

VON MARC BEYER

Über keine Berufsgruppe dürften mehr Klischees in Umlauf sein als über Lehrer. Witze auf Pädagogenkosten zu reißen, besonders über ihren Arbeitseifer, war schon immer beliebt, aber so dümmlich und plump wie diesmal kam selten ein Gag daher. Das wäre nicht mal weiter schlimm, weil Humor Geschmackssache ist und es in diesem Fall auch noch um Werbung geht. Würde es sich nicht beim Urheber der Zote um das Kultusministerium von Baden-Württemberg handeln.

Um Lehrer als Quereinsteiger zu gewinnen, hat man einen Ton angeschlagen, der wohl leichtfüßig gemeint war („HURRAAA“), den man ohne bösen Willen aber auch als Beleidigung empfinden kann. Die Kampagne fällt auf, das schon. Aufmerksamkeit allein macht aber noch keine gute Werbung. Entscheidend ist die Botschaft.

Engagierte und Faule gibt es in jedem Beruf, bei Sachbearbeitern, Journalisten, sicher auch bei Lehrern. An Schulen aber ist das Spiel mit dem Klischee fatal. Hier betrifft es einen Bereich, wo Akzeptanz und Autorität besonders wichtig sind (und die Arbeitsbedingungen nicht nur finanziell ausbaufähig). Kandidaten, die sich für einen Quereinstieg interessieren könnten, werden ohne Not in ein trübes Licht gerückt. Wer ins Lehramt wechselt, der hat es gerne bequem, so der Unterton. Das Ministerium sollte noch mal ein paar fähigere Köpfe an die Kampagne lassen. Und eine neue Werbeagentur.

Marc.Beyer@ovb.net

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