Washington – Die Sorge in den USA vor einer erneuten Wahl von Donald Trump wächst. Nun hat sich Ex-Präsident Barack Obama offenbar persönlich eingeschaltet. Bei einem privaten Mittagessen mit Amtsinhaber Joe Biden im Wohnbereich des Weißen Hauses soll Obama eindringlich vor Trump gewarnt und Biden gebeten haben, den Wahlkampf gegen diesen Rivalen sehr ernst zu nehmen.
Die „Washington Post“ berichtet, Obama habe vor mehreren Faktoren gewarnt. Es gebe eine unglaublich loyale Anhängerschaft, die sich auch von dem juristischen Dauerzoff nicht beeindrucken lasse. Biden dürfe die Trump-freundliche konservative Medienlandschaft nicht unterschätzen. Sender wie Fox News blieben Trump äußert wohlgesonnen, eine Art kostenloser Wahlkampf für den Republikaner. Obama verwies zudem auf die Spaltung der USA in politische Lager. Diese Faktoren könnten Trump zu einem viel gefährlicheren Gegner machen, als viele Demokraten bisher annehmen. Laut der Zeitung soll der populäre Ex-Präsident dem Amtsinhaber Unterstützung im Wahlkampf angeboten haben, um Unentschlossene auf die Seite der Demokraten zu lenken. Bei den Midterm-Wahlen vergangenes Jahr hatte das einigermaßen funktioniert.
Trump ist unterdessen am Donnerstagabend für seinen bisher heikelsten Gerichtstermin in Washington eingetroffen. Dabei ging es um den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021. Bereits vor der Anklageverlesung wetterte der Ex-Präsident gegen die US-Justiz. „Die Demokraten wollen nicht gegen mich antreten, sonst würden sie die ,Justiz’ nicht so beispiellos als Waffe einsetzen“, schrieb der republikanische Präsidentschaftsbewerber auf seiner Plattform Truth Social.
Vor dem Gerichtsgebäude herrschte enormer Andrang – von Kritikern und Unterstützern. Trump plädierte im Gerichtssaal auf „nicht schuldig“. Bei der Anklageverlesung wurden Trump die Anschuldigungen erstmals formal präsentiert. Doch der frühere US-Präsident streitet alle Vorwürfe ab. Die erste Anhörung Trumps soll am 28. August stattfinden, erklärte die zuständige Richterin Moxila Upadhyaya.
Das Verfahren wegen versuchter Verschwörung zum Zunichtemachen der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 ist nicht der einzige Ärger, den Trump mit der Justiz hat. Er ist in drei verschiedenen Ermittlungen wegen 78 Straftaten angeklagt. Die Millionen, die er für seine Gerichtsverfahren braucht, fehlen ihm mittlerweile spürbar bei seinem Wahlkampf.
Seine Unterstützer des Aktionskomitees Rettet Amerika gaben jüngst bekannt, dass sie Ende Juni nur noch vier Millionen Dollar (rund 3,6 Millionen Euro) in der Wahlkampfkasse hatten. Das Komitee hat in diesem Jahr 21,6 Millionen Dollar für Trumps Anwälte ausgegeben.
Insgesamt sammelten Trumps Unterstützer im ersten Halbjahr 2023 etwa 54 Million Dollar für seinen Wahlkampf – mehr als jeder seiner Rivalen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Bis November 2022 hatte noch das Nationalkomitee der Republikaner Trumps Anwaltskosten weitgehend übernommen.