Die ukrainische Gegenoffensive steckt in einem blutigen Stellungskrieg fest. Hoffnungen, dass Wladimir Putin in einem inner-russischen Machtkampf gestürzt wird, bleiben Wunschdenken des Westens. Der Krieg in der Ukraine wird leider wohl nicht so schnell enden, wie es das ermüdete westliche Publikum gerne hätte.
Die gerade von Russland-freundlichen Kreisen viel beschworene Verhandlungslösung scheitert allein daran, dass Putin nicht die geringste Bereitschaft zu solch einer diplomatischen Beendigung des Blutvergießens zeigt. Im Gegenteil: Die jüngsten Gesetzesänderungen, mit denen die Mobilisierung massiv ausgeweitet wird, deuten darauf hin, dass der Kreml auf einen langen Krieg setzt.
Eine entscheidende Rolle in dieser russischen Langfrist-Strategie spielt die US-Wahl: Putin setzt darauf, dass Trump oder ein anderer „America-First“-Republikaner Präsident wird, der den Ukraine-Krieg dann allein den militärisch schwachbrüstigen Europäern überlässt. Wegen dieser für ihn verlockenden Aussicht wird der Kreml-Herr seinen Krieg bis dahin am Kochen halten. Für den Westen heißt das: Wir müssen einen langen Atem bei der Hilfe für Kiew haben, wenn wir zeigen wollen: Kriegslüsterne Gewaltbereitschaft darf nicht siegen.
Klaus.Rimpel@ovb.net