Geheimdienst auf dem Prüfstand

von Redaktion

Frühere BND-Präsidenten beklagen Einschränkung durch Politik

Berlin – Die beiden ehemaligen BND-Präsidenten August Hanning und Gerhard Schindler sehen die deutschen Nachrichtendienste von der Politik zu stark eingeschränkt. Die Dienste litten inzwischen an einem „Übermaß an Kontrolle“, schreiben sie in einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“. „Die Nachrichtendienste dürfen nicht weiter zum zahnlosen Wachhund mit Maulkorb und Eisenkette degeneriert werden.“ Die beiden Ex-Chefs des Bundesnachrichtendienstes (BND) fordern eine „Veränderung der gesamten Sicherheitsarchitektur“ in Deutschland. Alles müsse „auf den Prüfstand“.

Angesichts eines immer größer werdenden Abstands des Behördenalltags zur technischen Entwicklung brauche man einen „neuen technischen Nachrichtendienst nach den erfolgreichen Vorbildern der NSA in den USA und des GCHQ in Großbritannien“, so Hanning und Schindler. Die deutschen Dienste müssten wieder Partner auf Augenhöhe mit anderen westlichen Diensten werden. „Wir können es uns nicht leisten, die Terrorismusaufklärung in Deutschland und den Schutz unserer Soldaten im Einsatz auf ausländische Dienste zu verlagern.“ Beide forderten, die Zuständigkeit für den BND aus dem Kanzleramt auf das Verteidigungsministerium zu verlagern. Dort seien die meisten Synergien zu erwarten. Zudem verlangten sie neue Rechtsgrundlagen für die Funkaufklärung und politische Unterstützung für das „Anwerben menschlicher Quellen“. Politik und Gerichte dürften Nachrichtendienste nicht länger „als Bedrohung für die Rechte deutscher Bürger verunglimpfen“. Hanning war von 1998 bis 2005 BND-Präsident, Schindler von 2012 bis 2016.

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