Die katholische Kirche kann Jugend begeistern: Das hat Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Lissabon bewiesen. Weit mehr als eine Million junge Menschen kamen zur Andacht am Samstagabend und gestern zum Abschlussgottesdienst. Das darf als Hoffnungszeichen für die schwer erschütterte Institution gesehen werden – und gleichzeitig als Mahnung, diese jungen Menschen nicht zu enttäuschen.
Der Papst hat versucht, den Teilnehmern aus allen Teilen der Welt Hoffnung zu vermitteln, ihnen Mut zu machen, immer wieder aufzustehen, wenn sie stürzen. Ein Mantra, das ebenso für die Kirche gelten kann: Entscheidend sei, nach dem Scheitern nicht liegen zu bleiben. Hoffnung nehmen viele junge Menschen mit nach Hause, weil sich der Papst für eine offene Kirche ausgesprochen hat. Viele Regenbogenflaggen, die als Symbol der Solidarität für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt gelten, waren zu sehen. Die Begeisterung, die auf dem „katholischen Woodstock“ erlebt wurde, ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Selbst in Lissabon erfuhren sogenannte queere Jugendliche unverhohlene Anfeindungen. Und zu Hause, hier in Deutschland, erleben Katholiken das traurige Kontrastprogramm: Im Erzbistum Köln etwa werden Segensfeiern für homosexuelle Paare verboten. Ein solches Verbot gibt es im Erzbistum München und Freising nicht. Kardinal Reinhard Marx hat sogar zu Segensfeiern ermutigt. Mit dem Schwung des Weltjugendtags sollten noch mehr Reformen möglich sein.
Claudia.Moellers@ovb.net