Kiew – Bei russischem Beschuss sind nach Angaben aus Kiew im Osten und Süden des Landes mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Zwei Menschen seien in dem Dorf Kutscheriwka im ostukrainischen Gebiet Charkiw getötet, drei weitere verletzt worden, teilte der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, am Montag mit. Bei einem Raketenangriff auf die Stadt Pokrowsk starb ein weiterer Mensch, mindestens sieben wurden verletzt. Zwei Raketen hätten ein Wohnviertel getroffen, in dem es auch Hotels, Restaurants und Geschäfte gebe, teilte der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Montagabend mit.
Von einer schweren Nacht für Cherson im Süden des Landes sprach der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin. Die russische Armee habe die Häuser im Zentrum der Stadt Cherson unter Feuer genommen, zwölf Bürger seien verletzt worden. Jermak sprach auch von einer Frau, die in einem neunstöckigen Haus getötet worden sei.
Zudem wirft der ukrainische Kommandeur Oleksandr Tarnavsky Russland den Einsatz chemischer Waffen vor. Russland habe den Ort Nowodanyliwka in der Region Saporischschja zweimal mit chemischer Munition beschossen, schrieb er bei Telegram. Ähnliche Vorwürfe hatte es schon in der Vergangenheit gegeben. Der Kreml hat sich dazu bislang nicht geäußert.
Unterdessen wurden am Montag 22 ukrainische Soldaten freigelassen, darunter Verwundete, teilte Jermak mit. Die Männer hätten zuvor an verschiedenen Frontabschnitten gekämpft. „Der älteste unserer Soldaten ist 54 Jahre alt, der jüngste 23.“ Sie bekämen nun psychologische und medizinische Hilfe. Russland und die Ukraine hatten in ihrem seit mehr als 17 Monaten dauernden Krieg immer wieder Gefangene ausgetauscht. Seit Russlands Angriff sind laut Kiew etwa 2600 Ukrainer aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Meist übergeben die Kriegsparteien eine etwa gleiche Zahl an Kämpfern wie die Gegenseite.
Laut dem US-Institut für Kriegsstudien (ISW) sind die russischen Truppen nach den ukrainischen Angriffen auf die Autobrücken von Tschonhar und Henitschesk nun gezwungen, ihren Verkehr wegen der Schäden über die längeren Wege im Westen der Halbinsel Krim umzuleiten. Die Schläge gegen die wichtigen Verkehrslinien schafften die Bedingungen für künftige entscheidende Einsätze der ukrainischen Gegenoffensive, hieß es vom ISW.
Kiew hatte zuvor auch die Krimbrücke von Kertsch nach Russland beschossen, um die Truppen in Cherson von der wichtigen Versorgungslinie abzuschneiden. Die Schläge gegen die Brücken von Tschonhar und Henitschesk erschwerten nun auf unbestimmte Zeit auch den Transport von Personal, Material und Ausrüstung für die russischen Verteidigungsstellungen im Westen des Gebiets Saporischschja und im Grenzgebiet Saporischschja-Donezk.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte indes, Moskau wolle keine weiteren ukrainischen Gebiete erobern. Russland wolle aber jene Gebiete kontrollieren, die in seiner Verfassung festgeschrieben seien. Das sind neben der Krim die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson, die teilweise in russischer Hand sind.