Vatikanstadt – Papst Franziskus hat in seiner Funktion als Bischof von Rom einen langen Brief an die Priester seiner Diözese geschrieben. In dem vierseitige Papier – gestern vom Vatikan veröffentlicht – ruft das katholische Kirchenoberhaupt zum Kampf gegen Klerikalismus auf. Unterschrieben hat er es am vergangenen Samstag in Lissabon. Dort hielt er sich anlässlich des Weltjugendtages auf.
In dem Brief dankt er zunächst den rund 3700 Priestern seines Bistums, das er Anfang des Jahres reformiert hatte. Danach holte er gegen den Klerikalismus aus – die Verweltlichung des Priestertums und das Pochen auf Amt und Würden gegenüber Laien, das zur Abschottung führt. „Verzeihen Sie mir, wenn ich mich wiederhole“, so der Papst. Als „alter Mann und von Herzen“ wolle er seine Beunruhigung zum Ausdruck bringen, „wenn wir in die Formen des Klerikalismus zurückfallen; wenn wir, vielleicht ohne es zu merken, den Menschen zeigen, dass wir überlegen, privilegiert, ‘höher’ gestellt und daher vom Rest des heiligen Volkes Gottes getrennt sind“.
Mit der Suche nach persönlichem Gewinn, der Pflege des eigenen Images und der Steigerung des eigenen Erfolges verliere man den priesterlichen Geist, den Eifer für den Dienst, die Sehnsucht nach der Sorge um das Volk. Das tägliche Gegenmittel sei, „auf den gekreuzigten Jesus zu schauen, unsere Augen jeden Tag auf den zu richten, der sich entäußert und für uns erniedrigt hat, bis zum Tod“. Der priesterliche Geist sei, so führt der Papst aus, „uns zu Dienern des Volkes Gottes zu machen und nicht zu Herren, unseren Brüdern und Schwestern die Füße zu waschen und sie nicht unter unseren Füßen zu zertreten“. » KOMMENTAR