Immer und immer wieder prangert der Papst den Klerikalismus in der Kirche an: Priester, die sich als „höher gestellt“, privilegiert oder überlegen gegenüber den anderen Menschen fühlen, sind ihm ein Dorn im Auge. Längst hat Franziskus ein solches Verhalten als eines der Übel identifiziert, die zu einem Vertrauensverlust der Kirche beigetragen haben.
Dass er jetzt in einem Brief an die Priester seines Bistums Rom in eindringlichen Worten den Klerikalismus geißelt, zeigt, für wie schädlich er es hält, wenn sich ein Priester für etwas besseres hält. Es trennt ihn, so scheibt der Papst weiter, „vom Rest des heiligen Volkes Gottes“.
Diese Kritik trifft natürlich längst nicht jeden katholischen Priester. Es gibt viele, die in ihren Gemeinden echte Seelsorge leben und deren Antrieb es ist, die Menschen etwas von der Liebe Gottes spüren zu lassen. Doch diejenigen, die nach wie vor auf ihren Privilegien beharren, die sich durch die Priesterweihe zu den Auserwählten zählen, haben noch immer nichts verstanden von der Bedeutung des Volk Gottes. Der Papst schreibt den Priestern ins Stammbuch, „Diener des Volkes Gottes“ zu sein. Davon sind manche Herren noch immer meilenweit entfernt. Die Zeiten fürstbischöflichen Gebarens und hochmütiger Machtdemonstrationen sind vorbei. Franziskus hat das längst verstanden.
Claudia.Moellers@ovb.net