Es ist vor allem ein Kampf gegen Frauen. Systematisch werden sie unter den Taliban in Afghanistan ausgegrenzt. Sie dürfen ihren Beruf nicht mehr frei wählen oder gar studieren. Die Demütigung des Geschlechts wegen ist ein Rückschritt ins Mittelalter. Dass die Taliban jüngst sogar weiblichen Schaufensterpuppen Müllsäcke über den Kopf stülpten, ist der verstörende Ausdruck des militanten Unterdrücker-Regimes.
Da hilft es auch nicht, dass sich unter den Taliban sogenannte Pragmatiker befinden, die international anerkannt werden wollen. Die sich scheinbar für Mädchenschulen starkmachen – oder geheime Schulen zumindest nicht schließen. Ihr Kern ist trotzdem zutiefst fundamentalistisch und das jetzige System tragen sie mit.
Angesichts dieser menschenunwürdigen Ideologie ist der internationale Aufschrei zurecht laut. Von der westlichen Welt ist aber gleichzeitig Fingerspitzengefühl gefragt. Noch ist das Tor für Gespräche mit den Taliban einen Spalt breit geöffnet. Es zufallen zu lassen, würde heißen, jede Chance preiszugeben, auf die regierenden Taliban Einfluss zu nehmen. Das gilt auch für die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Am Umgang mit den Taliban zeigt sich auch, wie weit ihr Konzept einer feministischen Außenpolitik trägt. Erschöpft es sich in lautstarkem Wehklagen? Wenn nicht, ist es nötig, für Deutschland Gesprächskanäle zum Taliban-Regime offenzuhalten.
Leonie.Hudelmaier@ovb.net