VON MATHIAS MÜLLER
Eine Woche müssen die Fans noch durchhalten, dann startet die Bundesliga mit dem Klassiker Bayern gegen Bremen in ihre 61. Saison. Bereits diesen Freitag beginnen die Ligen in England, Spanien und Frankreich. Europa hat seinen lieben Fußball wieder. Auch die Saudi-Pro- League wird am Freitag angepfiffen. Sehnsüchtig darauf gewartet hat außerhalb Saudi-Arabiens (fast) niemand. Das Image- und Prestigeprojekt des umstrittenen Königreichs sorgt aufgrund der Verpflichtungen (Ronaldo, Benzema, Mané, Kanté, Henderson) und der absurden Ablöse- und Gehaltszahlen seit Wochen für Aufregung. Viele Beobachter schütteln nur den Kopf, in Spielerkreisen ist ein Wechsel dorthin weniger verpönt. Frei nach dem Motto: „Her mit dem Blutgeld. Werte waren mir schon immer wurscht.“
Doch genau darin besteht das Problem. Der Fußball hat jegliche Relation zur Realität verloren. Dass der FC Bayern bereit ist, über 100 Millionen für einen 30-jährigen Stürmer zu bezahlen, ist schon fast keine Nachricht mehr. Wie groß waren doch die Klagen sämtlicher Clubs in der Pandemie. Doch die von Ex-FCB-Boss Karl-Heinz Rummenigge geforderte Demut ist so schnell verschwunden wie Boris Beckers Reue nach seinem Gefängnis-Aufenthalt.
Doch auch der (Sport-)Konsument ist gefordert. Wer jedes nichtige und hochgejazzte Testspiel im TV verfolgt, die sündhaft teuren Trikots kauft oder die Fußballer von unten herauf wie Heilige behandelt, der hilft, dass sich die Spirale weiterdreht.
Mathias.Mueller@ovb.net