Inklusions-Debatte

Mehr als ein Ideologieprojekt

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Die aufgeregte Debatte um das AfD-Erstarken erinnert fatal an eine Hitparade: neuer Höchstwert in Deutschland, neuer Rekord für die Europawahl! Diese Art von Berichterstattung gefällt den Rechtspopulisten sicher, lenkt sie doch vom eigentlichen Problem ab: dem Menschenbild und dem Demokratieverständnis der AfD, das dem, was wir seit dem Ende der NS-Herrschaft in Deutschland entwickelt haben, fundamental entgegensteht. Dass es hier um Errungenschaften geht, die sich zu verteidigen lohnen, beweist ein Blick auf die jetzt von Björn Höcke angestoßene Inklusions-Debatte: Die graue Eminenz der AfD tut die Eingliederung von Behinderten in die Regelschule als „Ideologieprojekt“ ab.

Es geht ihm also nicht darum, die zweifellos bei der Inklusion bestehenden Probleme anzupacken und Detailverbesserungen zu erreichen. Nein, Höcke will Behinderte wie Homosexuelle oder andere Minderheiten generell wieder aus der Mitte der Gesellschaft verdrängen.

In der Welt, wie sie der AfD gefällt, haben all jene, die von der von Höcke und Co. festgelegten Norm abweichen, keinen Platz. Körperbehinderte wurden noch in den 50er- und 60er-Jahren in der Regel gemeinsam mit geistig stark Behinderten auf der Sonderschule unterrichtet. Rollstuhlfahrer wurden so vom Staat in eine Ecke gedrängt, die ihnen den Weg in reguläre Berufe verbaute. Ist das die gute alte Zeit, in die die AfD wieder zurückwill?

Klaus.Rimpel@ovb.net

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