Deutschlands Bahnhöfe werden immer gefährlicher

von Redaktion

Alarmierende Studie der Polizei – Gewaltdelikte haben seit 2019 um fast 30 Prozent zugenommen

München – Die Kriminalität an deutschen Bahnhöfen nimmt rapide zu – das ist das Ergebnis des Lageberichts „Gewaltdelikte auf Bahnanlagen 2022“ der Bundespolizei. Demnach habe es im Vergleich zu 2019 28,4 Prozent mehr Gewalttaten an Bahnhöfen gegeben, berichtete die „Bild“. Gegenüber dem Jahr 2021 – als es wegen Corona deutlich weniger Bahnreisende gab – habe der Anstieg sogar bei 38,6 Prozent gelegen.

„Bis auf Straftaten gegen das Leben ist in allen Bereichen ein zum Teil deutlicher Anstieg der Straftaten sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch gegenüber 2019 (mit Ausnahme der Landfriedensbrüche) zu verzeichnen“, heißt es in dem Bericht. „Dabei stellen die Körperverletzungen mit über 60 Prozent die größte Deliktgruppe dar.“

Brennpunkt sei weiterhin Nordrhein-Westfalen (4501 Delikte). Vor allem im Ruhrgebiet komme es vermehrt zu Gewaltdelikten (1494). Dahinter rangiert Berlin mit 3527 Gewaltdelikten – fast die Hälfte davon ereignete sich am Berliner Hauptbahnhof.

Am gefährlichsten seien die Hauptbahnhöfe von Hamburg, Hannover und Nürnberg sowie von Frankfurt, Berlin, Köln, München, Dortmund, Leipzig und Düsseldorf. Vor allem während der Zeit des 9-Euro-Tickets, abends und an Wochenenden seien besonders viele Gewalttaten verzeichnet worden, so die Bundespolizei. In diesen Sommermonaten sei die Zahl der Gewalttaten an Bahnhöfen um 31, in Regional- und Nahverkehrszügen sogar um 46 Prozent gestiegen, berichtet die „Bild“.

Besonders alarmierend sei der Einsatz von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen, heißt es im Lagebericht. Messerangriffe stiegen seit 2019 um 44,5 Prozent an, der Einsatz von anderen „gefährlichen Werkzeugen“ sogar um 80,4 Prozent. Sexualdelikte seien um 43 Prozent angestiegen.

Im vergangenen Jahr habe es zudem 78 Fälle gegeben, in denen Reisende absichtlich ins Gleis gestoßen wurden. 57 Menschen wurden dabei verletzt, einer starb. Das Risiko, absichtlich auf die Gleise gestoßen zu werden, sei in den Hauptbahnhöfen von Berlin und Frankfurt am höchsten. An diesen Bahnhöfen wurden jeweils zehn Reisende Opfer einer solchen Attacke.

Am Hamburger Hauptbahnhof kam es laut dem Bericht im Jahr 2022 zu den meisten Gewaltdelikten. Auch bei den Eigentumsdelikten liege der Bahnhof ganz vorne. „Am Hauptbahnhof ereignen sich im Durchschnitt jeden Tag weniger als zwei Gewaltdelikte“, sagt ein Sprecher der Bahn gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. Gemessen an der Zahl der Reisenden, Passanten und Besucher sei das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, also immer noch sehr gering.

Artikel 6 von 11