Tel Aviv – Ein israelisches Abwehrsystem soll Deutschland und seinen Nachbarn in rund zwei Jahren einen besseren Schutz vor möglichen Raketenangriffen bieten. Die USA erteilten ihrem Bündnispartner Israel die Erlaubnis zum Verkauf des Abwehrsystems Arrow 3, wie das israelische Verteidigungsministerium mitteilte. Die Kosten belaufen sich auf knapp vier Milliarden Euro, damit ist es der größte Rüstungsdeal der israelischen Geschichte. Arrow 3 wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt, weshalb die USA ein Mitspracherecht haben. Mit den Lenkflugkörpern sollen weitreichende feindliche Flugkörper außerhalb der Erdatmosphäre durch einen direkten Treffer zerstört werden.
„Dies ist ein historischer Tag, der die Zeitenwende in den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland markiert“, befand Israels Botschafter Ron Prosor. „Zum ersten Mal wird ein israelisches System den Himmel über Deutschland und ganz Europa schützen.“
Die US-Billigung galt als letzte größere Hürde für den historischen Vertrag zwischen Deutschland und Israel. Die Verhandlungen darüber waren nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angelaufen.
Vertreter des israelischen und deutschen Verteidigungsministeriums sowie der Israel Aerospace Industries (IAI) sollen in einem nächsten Schritt eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen. Damit werde in den nächsten Tagen oder Wochen gerechnet, die Zeremonie sei in Deutschland geplant, sagte Mosche Patel, beim israelischen Verteidigungsministerium für Raketenabwehr zuständig. Nach der Billigung durch die Parlamente beider Länder werde dann im November mit der Unterzeichnung des abschließenden Vertrags gerechnet.
Man werde für das Abwehrsystem, das an Deutschland geliefert werden soll, eine völlig neue Infrastruktur mit neuem Personal aufbauen, sagte Patel. Eine erste Einsatzfähigkeit sei bis 2025 geplant, die vollständige bis 2030. Das Raketenabwehrsystem könne „alle deutschen Bürger in ganz Deutschland“ schützen. Entscheidend ist dabei, dass Arrow 3 auch mobil eingesetzt werden kann. „Wir geben der deutschen Luftwaffe eine Art Paket“, erklärte Patel. „Wir trainieren ihr Personal, und sie haben dann die Fähigkeit, in Zukunft ihre eigenen Offiziere auszubilden.“
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), äußerte sich „sehr erleichtert“ über die Erlaubnis der USA zum Verkauf von Arrow 3. „Das Besondere daran ist, dass es sich um das erste antiballistische System handelt, welches auch in der Stratosphäre, also in einer Höhe von 100 Kilometern eingesetzt werden kann“, sagte sie. „Es wird in Zukunft dazu beitragen, Deutschland und unsere Nachbarstaaten vor Luftangriffen zu schützen.“
Die deutschen Kaufabsichten werden allerdings nicht überall in Europa positiv gesehen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte europäische Partner zuletzt eindringlich davor, einfach das zu beschaffen, was verfügbar sei. Um zu verhindern, dass nutzlose Systeme von nicht-europäischen Herstellern gekauft würden, brauche es zunächst einmal eine europäische Strategiedebatte, mahnte er. Nach Ansicht Macrons ist auch zu bedenken, dass jede Entscheidung für ein nicht-europäisches System negative Auswirkungen auf die europäische Industrie habe und die strategische Souveränität Europas beeinträchtigen könnte.