Ein 30 Jahre alter Hit stürmt gerade die Charts: „Friesenjung“. Zwei Rapper haben den Klassiker von Otto Waalkes zu einem Techno-Lied umgemodelt und um Eigenes ergänzt. Der Komiker selbst findet das großartig, adelt die beiden mit gemeinsamen Auftritten – und wird vor allem von Jugendlichen im ganzen Land dafür gefeiert.
Überhaupt lieben junge Leute den Ostfriesen, und wenn man einem 14-Jährigen Ausschnitte aus der „Otto-Show“ aus den Siebzigern zeigt, dann lacht der sich schlapp und wundert sich, was seine Eltern früher lustig fanden. Das ist der springende Punkt: Er wundert sich – weil er checkt, dass das Humor aus einer anderen Zeit ist. Der WDR traut dieses Verständnis seinen Zuschauern offensichtlich nicht zu. Und das ist wirklich traurig.
Um die Zuschauer zu warnen, gibt es den Hinweis in der Mediathek, Inhalte aus der „Otto-Show“ könnten als diskriminierend verstanden werden. Da agiert ein Sender mit einer Mischung aus Angst vor dem Shitstorm („Wie kann man so was noch zeigen?“) und übertriebener Korrektheit, geleitet von der Annahme, der Zuschauer sei zu dumm, selbst zu verstehen, dass hier ein Stück TV-Geschichte aus der Mottenkiste geholt wurde. Man wünscht sich Sender, das gilt besonders für die Öffentlich-Rechtlichen, die ihren Zuschauern zutrauen, das Gesehene selbst einzuordnen. Wir sind ja nicht blöd.
Stefanie.Thyssen@ovb.net