Wenn sich dieser Tage die Brics-Staaten zum Gipfel treffen, ist einer nur auf dem Bildschirm dabei: Russlands Machthaber Wladimir Putin wollte wegen des gegen ihn bestehenden Haftbefehls des Internationalen Strafgerichts lieber nicht persönlich teilnehmen. Denn theoretisch hätten ihn die südafrikanischen Gastgeber festnehmen lassen müssen – und man weiß ja nie.
Das zeigt zum einen: Ganz so stumpf, wie manche spotteten, ist das juristische Schwert, das die internationale Gemeinschaft im März gegen Putin zückte, doch nicht. Und es zeigt zum anderen: Die Brics-Staaten wollen zwar die wirtschaftliche Vorherrschaft der G7 beenden – sind aber keineswegs eine geschlossene Allianz. Vielmehr ist die Gruppe eine Zweckgemeinschaft, durch die sich auch Risse ziehen. Südafrika zum Beispiel ist ein Land mit westlich geprägtem Lebensstil und wie auch Indien oder Brasilien als Demokratie (mit Schwächen) nicht an einer echten Konfrontation mit dem Westen interessiert – anders als die autoritären Mächte China und Russland.
Allerdings: Schon aufgrund der schieren Größe des wachsenden Bündnisses (Stichwort Brics plus) tut der mitunter als arg belehrend empfundene Westen gut daran, dieses Kräfteverhältnis nicht zu Gunsten Pekings oder Moskaus kippen zu lassen. Eine Gefahr, die mit Beitrittskandidaten wie dem Iran nicht gerade kleiner wird.
Sebastian.Horsch@ovb.net