Fußballfans schwanken derzeit zwischen Amüsement und Entsetzen: Auf dem Transfermarkt werfen saudi-arabische Fußballvereine, von denen bis vor Kurzem kein Mensch gehört hatte, mit aberwitzigen Millionensummen um sich. Ronaldo, Neymar, Mané – alle kicken künftig in der Wüste. Die TV-Sender übertragen. Schon sieht man in Europa die ersten Kinder mit Trikots.
Es ist Geld aus einem Staatsfonds, mit dem das Königshaus um den mächtigen Thronfolger Mohammed bin Salman, gerne auch nur „MbS“ genannt, sein Image aufpolieren will. Jener MbS, der eigentlich 2018 nach dem unfassbaren Mord am Journalisten Jamal Kashoggi in der Botschaft in Istanbul zur Unperson erklärt worden war. Kein Einzelfall, wie sich jetzt wieder zeigt: Human Rights Watch erhebt schwerste Vorwürfe gegen die saudische Grenzpolizei. Sie sollen systematisch hunderte Migranten aus Äthiopien getötet und misshandelt haben. Überlebende schilderten grauenvolle Szenen.
Das sollten all jene reflektieren, die jetzt gedankenlos der saudischen Selbstinszenierung als Sport- und Touristennation Glauben schenken. Das gilt erst recht für Staaten: Die Ächtung, mit der der Westen Riad eine Zeit lang bestrafte, bröckelt. Eben erst hat die britische Regierung eine offizielle Einladung an den Kronprinzen ausgesprochen. Offenbar ist Rishi Sunak so käuflich wie Neymar.
Mike.Schier@ovb.net