Schöner hätte das Timing für die Inder nicht laufen können: Während die Staatsspitze in Johannesburg beim Brics-Gipfel mit Russen und Chinesen an der neuen Weltordnung bastelt, bejubelt man eine historische Mond-Mission. Als vierte Nation gelang ihnen gestern eine Landung. „Dies ist die Morgendämmerung eines neuen Indiens“, jubelte der aus Südafrika zugeschaltete Ministerpräsident Narendra Modi im Fernsehen.
Der indische Erfolg macht das russische Debakel noch größer. Erst am Sonntag hatte Moskau kleinlaut das Scheitern der eigenen Mission eingestehen müssen. Das Land mag sich militärisch als Supermacht fühlen (auch wenn es in der Ukraine nicht besonders weit gekommen ist) – auf anderen Feldern sind die Probleme Russlands aber offensichtlich. Der patriotische Jubel in Indien, das die Landung der Sonde Chandrayaan-3 als Großereignis inszenierte, führt das Putin schmerzlich vor Augen.
Zur Wahrheit gehört: Quasi jede Raumfahrt-Nation hat bereits spektakuläre Rückschläge hinnehmen müssen. Unvergessen, wie einst die US-Raumfähre „Columbia“ verglühte oder das Space Shuttle „Challenger“ beim Start explodierte. Doch für Putin, der offen den Wettstreit um den Weltraum ausgerufen hatte, kommt die Blamage zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.
Mike.Schier@ovb.net