VON GEORG ANASTASIADIS
Man kann es auch so sehen: Am Ende hat Kremlchef Putin dem verhassten „Hochverräter“ Prigoschin einen gnädigeren Weg in die Hölle zugestanden als etlichen seiner anderen Feinde. Der Wagner-Chef hätte ja auch still und qualvoll an einer Polonium-Vergiftung sterben können wie der Geheimdienst-Überläufer Litwinenko nach dem Genuss einer Tasse grünen Tees. Doch für den Tod des Söldnerführers wählte Putin lieber eine so große Bühne, dass er sogar den in Südafrika (schmachvollerweise ohne ihn) tagenden Brics-Staatschefs die Show stahl. Ein Flugzeugabsturz vor den Augen des Weltpublikums. Schnell. Brutal. Effektvoll.
Prigoschins Ermordung soll Angst und Schrecken verbreiten und jeden Gedanken daran auslöschen, dass Putin seit dem Wagner-Aufstand geschwächt sein könnte. Es ist eine Warnung an die an der Klugheit des Ukrainekriegs zunehmend zweifelnden Oligarchen. Und an den Westen, ein Beweis für die ungebrochene Bereitschaft des Kremls, zur Durchsetzung seiner Kriegsziele bis zum Äußersten zu gehen.
Stein für Stein baut Putin Stalins auf Lügen und Morden ruhenden Terrorstaat neu auf. Diesem Russland ist nicht zu trauen, mit ihm sind Arrangements auf viele Jahre ausgeschlossen. Europa und die Nato dürfen nicht nachlassen in ihren Anstrengungen, Sicherheit vor dem großen Nachbarn im Osten zu organisieren. Umso fataler, dass Kanzler Scholz gerade seine Zeitenwende-Zusage einkassiert hat, jedes Jahr zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Verteidigung zu investieren. Zu Recht freut man sich in der Ukraine über das Ende des Schlächters Prigoschin, doch mischt sich in die Freude die bittere Gewissheit, dass das epische Ringen um die Freiheit noch lange weitergehen wird. Anders verhält es sich mit der deutschen „Friedensfraktion“ um Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Nie klangen deren Rufe nach „Verhandlungen“ mit dem Mörder im Kreml hohler.
Georg.Anastasiadis@ovb.net