Begriff „Clan-Kriminalität“

Diskussion um den Kern herum

von Redaktion

VON SEBASTIAN HORSCH

Renate Künast findet, man sollte den Begriff Clan-Kriminalität nicht mehr nutzen, „weil es auch in diesen Clans und Familien tolle Leute gibt“. Renate Künast eben, könnte man abwinken – wenn das Ganze nicht schon wieder so typisch wäre für die Debatten hierzulande.

Zunächst einmal hat Künast mit einem natürlich Recht: Es gibt viele Menschen, die den Namen bekannter Clan-Krimineller tragen und wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft sind. Sie alle in Sippenhaft zu nehmen, wäre schlicht falsch. Nur: Das tut der Begriff Clan-Kriminalität überhaupt nicht. So wenig wie Berichte über Fälle von Polizei-Gewalt bedeuten, dass alle Polizisten brutale Schläger wären, so wenig bedeuten Berichte über Verbrechen, die gezielt aus Clan-Strukturen heraus organisiert, begangen und gedeckt werden, dass alle mit dem Namen Remmo nun als kriminell abzustempeln sind.

Dass die Deutschen nach Künasts Willen sicherheitshalber trotzdem vor diesem bösen Wort geschützt werden sollen, zeigt einmal mehr, wie wenig manche Politiker den Bürgern zutrauen. Gleichzeitig zeugt es von der Mode gewordenen Unart, Missstände argumentativ so weit bis in ihre kleinsten Verästelungen zu zerlegen, dass ihr Kern aus dem Blick gerät. Als wäre nicht die Kriminalität das Problem, sondern wie darüber gesprochen wird.

Sebastian.Horsch@ovb.net

Artikel 1 von 11