VON MIKE SCHIER
Deutschland hat einfach kein Glück mit seinen Verkehrsministern. Seit Jahren fallen die Amtsinhaber in den jeweiligen Kabinetten im Vergleich zu ihren Kollegen ab – was auch, aber sicher nicht nur mit den Persönlichkeiten zu tun hat. In kaum einem Ressort steht der Nachholbedarf an Investitionen, aber auch bei der Instandhaltung bestehender Infrastruktur in einem krasseren Missverhältnis zu den endlichen finanziellen Mitteln. Und in keinem anderen Ressort gehen die Ansichten über die richtigen Prioritäten weiter auseinander.
Umso wichtiger wäre es, dass der Amtsinhaber ein guter Kommunikator ist. Doch leider erweist sich Volker Wissing in dieser Hinsicht als Totalausfall. Es ist schon bemerkenswert, wie gleichlautend in Bayern Christian Bernreiter und Dieter Reiter über den Bundesminister klagen. Dabei könnten deren Anliegen unterschiedlicher kaum sein: Hier der CSU-Minister, der vor allem den ländlichen Raum im Blick hat, wo das Auto weiter das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel ist. Da der SPD-Oberbürgermeister, der das Auto aus der Innenstadt verdrängen soll und neben der S-Bahn-Stammstrecke noch eine neue U9 bauen will. Beide sind sich einig: Wissing ist nicht erreichbar. Geht Gesprächen aus dem Weg. Eine Zusammenarbeit ist quasi nicht möglich.
Für seine FDP wird das im Landtagswahlkampf zu einem echten Problem. Tapfer kämpft der junge Fraktionschef Martin Hagen, der in einem von viel Mittelmaß geprägten Parlament sehr positiv heraussticht, darum, die Liberalen im Maximilianeum zu halten. Gerade jetzt, da mit dem Dauer-Trubel um Hubert Aiwanger ganz neue Perspektiven für die FDP entstehen könnten. Doch aus Berlin kommt weiter wenig Rückenwind. Wissings irrlichternde Verkehrspolitik aber ist gerade im für die Bayern-FDP entscheidenden Raum München desaströs.
Mike.Schier@ovb.net