Vatikanstadt – Nach heftiger Kritik aus der Ukraine an einer Ansprache des Papstes an junge russische Katholiken versucht der Vatikan, die Wogen zu glätten. Franziskus hatte die Jugendlichen in St. Petersburg als „Erben der großen Mutter Russlands“ bezeichnet. Mit den „spontanen“ Bemerkungen habe der Pontifex die jungen Menschen ermutigen wollen, „das Positive an Russlands großem kulturellen und spirituellen Erbe zu bewahren und zu fördern“, erklärte Vatikansprecher Bruni gestern. Die Aussagen dienten sicher nicht dazu, „das imperialistische Verständnis Russlands zu verherrlichen“.
Der Papst hatte am Freitag eine Videoansprache an katholische Jugendliche in St. Petersburg gerichtet und sie darin als „die Kinder des großen Russlands, der großen Heiligen, der Könige, Peter des Großen, Katharina der Großen, und eines russischen Volkes mit großer Kultur und Menschlichkeit“ bezeichnet.
Das Medienportal des Vatikans hatte zwar über die Ansprache des Papstes berichtet, deren Wortlaut jedoch nicht veröffentlicht. Es hieß lediglich, Franziskus habe die Jugendlichen dazu aufgerufen, „Friedensstifter“ zu sein.
Nach Bekanntwerden des genauen Inhalts nannte der Sprecher des ukrainischen Außenamts, Oleg Nikolenko, die Wortwahl des Papstes am Montag „sehr unglücklich“. Mit dieser Art „der imperialistischen Propaganda“ rechtfertige der Kreml den Tod von tausenden Ukrainern und die Zerstörung hunderter ukrainischer Städte. Es sei „sehr bedauerlich“, dass diese Ideen „bewusst oder unbewusst“ aus dem Munde des Papstes kämen, erklärte Nikolenko. Kreml-Sprecher Peskow begrüßte die Aussagen des Papstes: „Der Papst kennt die russische Geschichte, und das ist sehr positiv.“