München – In der Aufarbeitung der Flugblatt-Affäre setzt sich Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger zur Wehr. „Ich war noch nie Antisemit oder Extremist“, sagte er am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur in München. „Vorwürfe gegen mich als Jugendlicher sind mir nicht erinnerlich, aber vielleicht auf Sachen zurückzuführen, die man so oder so interpretieren kann.“
Zuvor hatte Aiwanger am Rande eines Termins in Donauwörth dem Sender Welt TV im Beisein auch anderer Journalisten gesagt: „Es ist auf alle Fälle so, dass vielleicht in der Jugendzeit das eine oder andere so oder so interpretiert werden kann, was als 15-Jähriger hier mir vorgeworfen wird.“ Er betonte allerdings: „Aber auf alle Fälle, ich sag’ seit dem Erwachsenenalter, die letzten Jahrzehnte: kein Antisemit, kein Extremist, sondern ein Menschenfreund.“ Er könne „für die letzten Jahrzehnte alle Hände ins Feuer legen“. Was aus Jugendzeiten nun diskutiert werde, wundere ihn etwas.
Die Fragen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe er erhalten. „Ja, ich habe die Fragen jetzt und schaue sie mir genau an.“ Er fügte hinzu: „Ja, natürlich ist die Situation sehr ernst. Und wir müssen hier die Sache uns genau anschauen und müssen uns gemeinsam jetzt mit dem Thema auseinandersetzen.“
Ob in seinen Schul-Akten noch Belastendes zu finden sein könnte, dazu sagte Aiwanger: „Lassen wir uns überraschen, was da jemand mir unter die Nase halten will.“
Gefragt nach Rückmeldungen, die er aktuell bekomme, sagte Aiwanger: „Ich habe sehr, sehr überwiegend die Aussage, dass hier eine Schmutzkampagne gefahren wird und dass ich hier politisch und auch persönlich zerstört werden soll.“ Die Menschen verstünden „diese Kampagne“ überhaupt nicht, sondern sagten sehr überwiegend: „Das kann doch nicht sein, dass man mit Dingen konfrontiert wird, die so lange her sind, dass hier gezielt dann diese Themen auch platziert werden offenbar. Also insofern sagen die Menschen, dass das nicht sauber läuft hier.“
Unterdessen teilte die Türkische Gemeinde in Bayern am Mittwoch ihren Beschluss mit, nicht mehr mit Aiwanger zusammenzuarbeiten, solange die Vorwürfe „nicht vollständig ausgeräumt sind“.