Eigentlich müsste er es nun langsam wissen: Manche Termine eignen sich für ihn einfach nicht zur freien Rede. Papst Franziskus hat bei seinen Worten per Videoschalte zum 10. russischen katholischen Jugendtreffen mal wieder völlig daneben gegriffen. Abweichend von seinem Manuskript verstieg er sich plötzlich in eine Lobeshymne über das „große Russland der Heiligen, von Peter dem Großen“, über das „große russische Reich“, das so viel Kultur, so viel Menschlichkeit habe. Die jungen Russen seien „Erben der großen Mutter Russland – geht vorwärts“.
Während man sich im Kreml die Hände reibt und den Papst ob seiner „klugen Geschichtskenntnisse“ lobt, sind die vom russischen Angriffskrieg überzogenen Menschen in der Ukraine fassungslos. Angesichts des Kriegs russische Großmachtsallüren zu streicheln, das kann Papst Franziskus nicht gewollt haben. Dass bei einem solchen Termin jedes Wort wohlüberlegt sein muss, sollte auch dem Oberhaupt der katholischen Kirche klar sein. Jetzt bedarf es wieder einer Klarstellung durch den Vatikan. Wie peinlich und wie unnötig! Fast könnte man meinen, Papst Franziskus ist unbelehrbar.
Im Oktober startet die Weltsynode in Rom, die möglicherweise den Beginn von Reformen in der katholischen Kirche bedeutet. Da sollte der Papst seine Worte überlegt wählen, denn es geht um nicht weniger als die Zukunft der Kirche.
Claudia.Moellers@ovb.net