Jetzt auch noch Gabun. Der Militärputsch war der sechste auf dem afrikanischen Kontinent binnen drei Jahren. Gestürzt wurde kein Demokrat, sondern ein Autokrat, dessen Familie sich seit mehr als 50 Jahren an dem rohstoffreichen zentralafrikanischen Land bereicherte. Von einem guten Umsturz zu sprechen, verbietet sich aber schon deshalb: Militärregime neigen nicht dazu, ihre erputschte Macht freiwillig wieder abzugeben.
Zyniker könnten sagen: Gabun, so what? Der Vorgang muss uns aber kümmern, er ist Teil einer größeren Erosion: Nicht nur die Ex-Kolonialmacht Frankreich verliert weiter an Einfluss auf einem Kontinent, auf dem sich wichtige Fragen (Flüchtlinge, Energie, Rohstoffe) entscheiden, sondern ganz Europa. Wenn die unterschiedlichen Putsche etwas verbindet, dann dies: Die neuen Regierungen stehen dem Westen skeptisch gegenüber, wenden sich teils ab und anderen Kräften zu. Das ist mitunter selbst verschuldet. Die Afrikapolitik, die – gerade im Falle Frankreichs – stets eigennützig und bisweilen verlogen war, entpuppt sich als gescheitert. Sanktionen wie bei Niger mögen eine kurzfristige Reaktion sein. Die Neupositionierung Europas gegenüber Afrika ersetzen sie nicht.
Marcus.Maeckler@ovb.net