Dauer-Krise der Linken

Völlige Selbstblockade

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Linken-Chefin Janine Wissler ist ganz erleichtert. „Ich bin froh, dass die Fraktion einstimmig, ohne dass jemand dagegen geredet hätte, diesen Termin verschoben hat auf nach der Hessenwahl Ende Oktober“, sagte sie am Freitag. Das ist in mehrerer Hinsicht amüsant. Erstens, weil „dieser Termin“ die Neuwahl der Fraktionsspitze ist – also so ziemlich das Wichtigste, was eine Partei im Bundestag so tut. Und zweitens weil im Oktober ja auch in Bayern gewählt wird, was für die Linke in realistischer Selbsteinschätzung aber offenbar keine Rolle spielt.

Seit Monaten befindet sich die Partei nun in einem Zustand zwischen Konfusion und Selbstblockade. Sahra Wagenknecht überlegt und überlegt, ob sie sich nun abspalten soll. Und ihre Noch-Partei . . . nun ja: . . . freunde warten wie gelähmt auf diesen Tag X. Jenseits ihrer Talkshow-Queen hat die Partei kaum noch jemanden mit ein wenig Strahlkraft zu bieten. Gregor Gysi ist inzwischen auch schon 75. Und Boris Ramelow mag zwar ein durchaus solider Ministerpräsident sein, außerhalb von Thüringen verfügt er jedoch über wenig Wirkkraft.

So bleibt die Frage, welchen Nutzen eine Partei haben soll, wenn sie sich nicht einmal selbst organisiert bekommt. Kein Wunder, dass sie sich auch bundesweit in den Umfragen den bayerischen Werten nähert.

Mike.Schier@ovb.net

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