Die Daten lassen keinen Zweifel: mehr Fahrgäste im ÖPNV, eine (wenn auch noch überschaubare) Verlagerung von Fahrten vom eigenen Auto in Bus oder Bahn – das Deutschland-Ticket ist eine Erfolgsgeschichte. Dass es auf dem Land deutlich weniger Anhänger hat als in Städten, ist angesichts der immensen Unterschiede bei Angebot und Infrastruktur logisch und zeigt, dass der 49-Euro-Fahrschein nur ein Schritt auf dem Weg zur Verkehrswende sein kann. Aber immerhin: Es ist einer. Und er liefert eine wichtige Erkenntnis: Der ÖPNV und seine Gestalter müssen in Vorleistung gehen, wollen sie die Menschen zum Umdenken bewegen.
Deshalb nerven die Dauerdebatten um die Aufteilung möglicher künftiger Mehrkosten für das Ticket. Ja, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat einen Punkt, wenn er die „Kleinstaaterei“ in Deutschlands ÖPNV kritisiert und in dem Deutschland-Ticket einen Hebel für eine Ausdünnung des kostenintensiven Verkehrsverbunds-Dschungels sieht. Und doch ist der Verweis auf etwaiges Sparpotenzial ein billiges Manöver: Der Bund wollte das Ticket, den schwarzen Peter sollen nun alleine die Länder erhalten.
Wer sich wieder im Gezänk mit den Ländern um Zuständigkeiten und Gelder verzettelt, hat nichts verstanden: Die Verkehrswende ist eine gesamtpolitische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ihr Gelingen liegt auch in der Verantwortung des Bundes. Der kann sich Volker Wissing nicht entziehen. Es sei denn, er meint es damit nicht ernst.
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