Wiesbaden – Nach Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke hat die deutsche Volkswirtschaft deutlich mehr Strom importiert. Im zweiten Quartal dieses Jahres wurden 7,1 Milliarden Kilowattstunden mehr ein- als ausgeführt, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Das entsprach ziemlich genau der Strommenge der drei deutschen Akw im zweiten Quartal 2022 (7,3 Mrd. kWh). Es handelt sich um den höchsten Importüberschuss in einem Quartal seit 1991.
Im ersten Halbjahr 2023 überstiegen die deutschen Stromexporte (32,6 Mrd. kwh) die Importe (30,6 Mrd. kwh) noch. Die meisten Importe kamen aus den Niederlanden und Frankreich, das die Produktion von Atomstrom deutlich hochgefahren hat.
Hohe Energiepreise und die schleppende Konjunktur haben zu einem Rückgang der verfügbaren Strommenge geführt. Sie lag 6,9 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2022. Die inländische Stromproduktion ging sogar um 11,4 Prozent zurück, was durch zusätzliche Importe teils ausgeglichen wurde.
Der Branchenverband BDEW wertete den Importsaldo Deutschlands als „Zeichen eines funktionierenden Strombinnenmarktes“. Es sei zuletzt oft günstiger gewesen, Strom im Ausland zu erzeugen. BDEW-Chefin Kerstin Andreae erklärte, höhere Importe im Sommer bedeuteten „weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland bei der Stromversorgung noch sind sie eine Indikation für Knappheiten in Deutschland“.