Forschung zum Olympia-Attentat

Was kommt noch alles heraus?

von Redaktion

DIRK WALTER

Wer sich mit dem Olympia-Attentat von 1972 befasst, kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Pannen, Versäumnisse, Instinktlosigkeiten – das Attentat offenbart ein umfassendes Behördenversagen. Dazu passt die jüngste Geschichte, die der israelische Historiker Shpiro am Mittwoch andeutete: Offenbar sind selbst die Eheringe der Opfer 51 Jahre nach dem Anschlag noch nicht an die Hinterbliebenen zurückgegeben worden. Wenn das stimmt (und die bayerischen Behörden sollten da schleunigst nachschauen), dann ist das unglaublich pietätlos. Man fragt sich: Was kommt da noch alles heraus?

Das Attentat hat in Israel und in Deutschland tiefe Wunden hinterlassen. München 1972 – das sollten besonders friedliche Spiele werden. Sie sollten das andere Deutschland zeigen – im Kontrast zu Berlin 1936. Das ging durch den Terroranschlag gründlich schief. Danach wurde, unverständlich eigentlich angesichts der Vorgeschichte, offenbar nur vertuscht und totgeschwiegen. Vom Spirit des Olympiajahres 1972 blieb nichts mehr übrig. Das alles zeigt, wie wichtig die Arbeit der Historiker ist, die nun drei Jahre lang die Hintergründe des Anschlags ausleuchten sollen. Nicht nur für die Hinterbliebenen ist es zentral, die Wahrheit zu erfahren, sondern auch für die deutsche Öffentlichkeit. Und insbesondere ist es auch im Interesse Israels, wo der palästinensische Terrorismus bis heute ein bestürzend aktuelles Thema ist.

Dirk.Walter@ovb.net

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