VON ULI HEICHELE
Eines muss man anerkennen: Die Politik hat das Problem verstanden. Wohnungsnot ist ein zentrales Thema in Bayern – und die Entscheider suchen nach Lösungen. Die Münchner Stadtverwaltung hofft, dass eine Wohnungstauschbörse Linderung bringt, die Staatsregierung setzt auf günstige Kredite für alle, die ein Eigenheim bauen oder kaufen wollen. Problem gelöst? Mitnichten.
Beide Ansätze zeigen Bemühen, aber beide Ansätze treffen auch auf eine harte Realität. Eine Tauschbörse kann nur Druck aus dem Kessel nehmen, wenn viele Menschen Angebote einstellen. Bisher scheint’s aber hohe Hürden zu geben – etwa die Tatsache, dass freier Markt und öffentliche Hand in getrennten Tausch-Bereichen laufen. Und überhaupt: Wie viele Vermieter (abgesehen von städtischen Gesellschaften) werden so einen Tausch abnicken, ohne dabei die Miete zu erhöhen?
Was günstigen Bau-Zins angeht: Nur ein Prozent – klingt traumhaft! Die Differenz zum echten Wert übernimmt der Staat – top! Allerdings: Das gilt nur für ein Drittel des Kredits. Und wie gut es funktioniert, wenn die öffentliche Hand den Bürgern einen Teil der hohen Preise abnimmt, haben wir beim Tankrabatt gesehen. Die Öl-Konzerne konnten den Sprit teuer lassen, der Staat zahlt’s ja.
Die neuen Pläne sind also gut gemeint – aber wer echte Erleichterung will, muss größer denken. Zu studieren etwa in Wien, wo die Stadt selbst rund 220 000 Wohnungen besitzt und günstig vermietet.
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