Vor einem Jahr erlebte Deutschland die Spitze der Strompreiskrise: Russland drehte den Gashahn zu, Frankreich musste riesige Mengen Strom importieren. Seitdem hat sich die Lage deutlich beruhigt, Strom ist am Großmarkt mehr als fünf Mal günstiger geworden. Dennoch meldet das Statistische Bundesamt, dass Strom für Verbraucher über 16 Prozent teurer wurde. Wie bitte?
„Schuld“ sind Bestandsverträge. Diese reagieren träge, haben den Kunden also im Krisenwinter 2022 günstige Preise gesichert. Dafür erreicht die Krise jetzt genau diese Kunden – in Form von Preiserhöhungen. Laut einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox haben 16 Millionen Haushalte einen Tarif, der mehr als 40 Cent die Kilowattstunde kostet, also von der staatlichen Preisbremse gedeckt wird. Doch in Fällen ohne Preisbindung ist das überflüssig: Neue Tarife gibt es inzwischen für 30 Cent.
Dass die Preise gedeckelt wurden, war 2022 richtig: Russland hat vertragswidrig die Gaslieferungen eingestellt, die Versorger mussten teuer nachkaufen und die Preise erhöhen. Vor diesen unerwarteten Härten musste der Staat die Bürger schützen. Diesen Winter ist die Lage anders: Wir haben zuverlässigere Gas-Lieferanten. Bürger können sich also wieder eigenverantwortlich mit Verträgen bei ihren Versorgern absichern. Der Staat sollte die Preisbremsen wie geplant zum Jahresende auslaufen lassen – und die Steuergelder sinnvoller verwenden.
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