Auf der Automesse IAA war es gut zu sehen: Chinas Autobauer blasen zum Angriff auf Europa. Direkt nach der Messe kündigt EU-Präsidentin Ursula von der Leyen an, dass die EU untersuchen will, ob die Chinesen unfairen Wettbewerb betreiben: Wegen Finanzhilfen aus Peking können BYD & Co. ihre Modelle zu Dumpingpreisen anbieten und den Europäern das Geschäft streitig machen.
Nun sind bezahlbare E-Modelle aus Europa bisher Mangelware – und chinesische E-Autos längst keine Klapperkisten mehr. An den Haaren herbeigezogen ist der Dumping-Vorwurf der EU aber nicht. China hat so schon Europas Solarindustrie verdrängt und ist nun Weltmarktführer. Das soll sich bei E-Autos, wo sich Peking systematisch wichtige Rohstoffe sichert und an vielen Autobauern und Batteriefirmen beteiligt ist, nicht wiederholen.
Die Frage ist nur, was die EU tun will, sollten sich die Dumpingvorwürfe bestätigen. Mit Strafzöllen, wie sie nun im Raum stehen, könnte Brüssel der Branche in Europa nämlich einen Bärendienst erweisen. Dass sich China mit höheren Zöllen für deutsche Autos rächen könnte, gehört zu den Horrorvisionen der deutschen Hersteller, die einen Großteil ihres Gewinnes in China machen. Zudem lassen sich Strafzölle leicht umgehen und haben schon die Solarbranche nicht gerettet.
Andreas.Hoess@ovb.net