Züge unpünktlich wie nie

Die Pannenbahn – ein Sinnbild für Deutschland

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

„Die Bahn kommt“, hieß es früher. Heute gibt der Schienenkonzern ein Vermögen für TV-Spots aus, in denen er kleinlaut erklärt, warum die Züge nicht mehr kommen – und wenn doch, dann zu spät. Die neue (Un-)Pünktlichkeitsbilanz müsste sämtlichen Bahnchefs und (CSU-)Bundesverkehrsministern der letzten 18 Jahre die Schamesröte ins Gesicht treiben. Eine S-Bahn-Fahrt vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen genügt Reisenden oft schon, um sich von den Tücken der Pannenbahn zu überzeugen. Da ist es kein Trost, dass das Chaos auf den Straßen im rot-grünen München noch größer ist als auf der Schiene.

Die Bahn ist zum blamablen Sinnbild dafür geworden, wie weit Anspruch und Wirklichkeit im Land des einst weltweit bewunderten Effizienzmonsters Deutschland auseinanderklaffen. Dagegen rollen die Züge in früher belächelten Ländern wie Italien und Spanien, und sogar im Bombenhagel schafft es die Ukraine mit Haltung und Improvisationstalent, Zuggäste pünktlich ans Ziel zu bringen.

Das Land hat sich im Elfenbeinturm des Moralweltmeisters bequem eingerichtet. Atommeiler wurden, weil pfui, abgeschaltet, der Transrapid beerdigt, Schulen, Brücken, Straßen und Schienen sich selbst überlassen, angebliche Strom-Monstertrassen verhindert. Dafür hat eine Generation von Gefälligkeitspolitikern sich die Stimmen der Wähler mit mehr Taschengeld vom Staat erkauft, und auch für die Beladenen der Welt war genug Geld da. Alles war herrlich anstrengungsfrei in der Merkel-Republik. Jetzt aber blickt die Nation ängstlich in den Abgrund. Die Wirtschaft lahmt, die Bahn steht, die Klimabilanz ist eine der miesesten in Europa, und 71 bayerische Landräte warnen in einem beispiellosen Brandbrief vor dem Asylkollaps. Für all das bräuchte es fürwahr einen „Deutschlandpakt“ – aber einen, der ein bisschen mehr bietet als nur das leere Wortgeklingel des Kanzlers.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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