Entspannte Wiesn – trotz Corona

von Redaktion

München – Ausgerechnet zum Wiesn-Start sorgt eine neue, stark mutierte Covid-Variante für große Verunsicherung. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Infektionslage in Deutschland:

. Was macht die neue Variante so bedenklich?

Die Corona-Variante BA.2.86, genannt Pirola, ist stark mutiert, weshalb die durch Impfung und/oder Erkrankung erreichten Abwehrkräfte weniger gut wirken könnten. Die auffällige Virusmutation, die zuerst in Südafrika, Israel, den USA und England aufgetreten ist, ist in der letzten August-Woche erstmals auch in Deutschland nachgewiesen worden, wie das Robert-Koch-Institut jetzt mitteilte. Doch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek beruhigt: Solange die Omikron-Variante des Coronavirus zirkuliere, sei sie relativ entspannt. Sie sehe dann keine Gefahr, dass sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden.

. Was bedeutet Corona für die Wiesn 2023?

Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, der Anfang 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte, sagt: „Es kann das Infektionsgeschehen durch die Wiesn etwas angeheizt werden.“ Es sei aber anders als in den ersten beiden Pandemie-Jahren absolut vertretbar, das Volksfest wie früher zu feiern. „Die Wiesn wird nicht dazu führen, dass die Intensivstationen volllaufen.“ Wendtner, in der Pandemie einer der Vorsichtigsten in der Diskussion um Corona-Schutzmaßnahmen, sieht diesem Herbst und Winter erstmals einigermaßen entspannt entgegen. Anders als 2022 habe es keine Sommerwelle gegeben. „Ich glaube nicht, dass wir eine riesige Welle wie bei Omikron erwarten. Da bin ich optimistisch für diesen Winter.“

. Was sollten Risikopatienten und Ältere beachten?

Experten wie Wendtner, aber auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek raten, dass sich Menschen ab 60 im Herbst gegen Corona und Grippe impfen lassen sollten. Auch Männer und Frauen, die Vorerkrankungen oder am Arbeitsplatz ein Infektionsrisiko hätten, sollten zur Impfung gehen. Die Impfung sei der wichtigste Schutz vor schweren Verläufen der Krankheiten, so der Minister.

. Lohnt es, sich jetzt schnell noch vor der Wiesn impfen zu lassen?

Zwar wird laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein an die neue Corona-Variante angepasster Impfstoff ab nächstem Montag ausgeliefert. Und die EU-Kommission hat am Freitag einen weiteren an die Omikron-Variante XBB.1.5. angepassten Impfstoff von Moderna zugelassen. Auch der aktuelle Grippeimpfstoff ist inzwischen schon in vielen Arztpraxen erhältlich. Doch der Leiter der Infektiologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner, glaubt trotzdem, dass eine schnelle Impfung „für einen Impfschutz rechtzeitig zur Wiesn nicht reichen“ werde. Der bestmögliche Schutz besteht laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erst 14 Tage nach der Impfung.

. Wie ist die aktuelle Infektionslage?

Entspannt, auch wenn es wegen der deutlich zurückgegangenen Corona-Tests eine hohe Dunkelziffer geben dürfte. 2022 stieg die 7-Tage-Inzidenz eineinhalb Wochen nach Ende des Oktoberfests auf 1481, damals einer der höchsten Werte in Bayern. Heute liegt die Covid-19-Inzidenz bayernweit bei nur sieben Fällen je 100 000 Einwohner. Laut Landesamt für Gesundheit sind auch die Grippe-Zahlen noch niedrig. Seit Anfang September seien zwölf Fälle registriert worden.

KLAUS RIMPEL

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