Immer mehr Rentner arbeiten weiter. Bei den Altersrentnern über 67 Jahre sind es bereits 1,1 Millionen, Tendenz steigend. Das hat die Linke in Erfahrung gebracht und liefert die Interpretation gleich mit: Die hohe Zahl sei Folge eines „kaputten Rentensystems“, es sei finanziell schlicht notwendig, weiter zu schuften.
Die Kritik am Rentensystem ist verständlich. Tatsächlich reicht die Rente immer seltener zum Leben – auch dann nicht, wenn man lange eingezahlt hat. Hohe Inflation, teure Energie und steigende Mieten verschärfen die Lage noch. Arbeitnehmern muss das zu denken geben. Ohne zusätzliche private Vorsorge – eine Betriebsrente etwa oder einen ETF-Sparplan – geht es einfach nicht mehr.
Dennoch liegt der Zuwachs nicht nur an Altersarmut: Die Menschen werden älter, gesünder und sitzen mehr in Büros, statt auf dem Bau zu buckeln. Sie können und möchten auch mit 67 häufiger hinter dem Schreibtisch bleiben, selbst wenn sie sich den Ruhestand leisten könnten. Zumal ihre Arbeitgeber sie oft händeringend darum bitten. Denn während man ältere Arbeitskräfte noch vor wenigen Jahren über die Frührente möglichst schnell aufs Abstellgleis schieben wollte, braucht man sie wegen des Fachkräftemangels nun dringend.
Andreas.Hoess@ovb.net