Selenskyj in New York

Bröckelnde Solidarität

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Bei der UN-Vollversammlung wird jetzt wieder die Solidarität mit der Ukraine beschworen. Doch in den Hinterzimmern des Polit-Betriebes ist der auf großer Bühne gefeierte Zusammenhalt längst am Bröckeln. Nicht nur, weil im US-Wahlkampf die US-Republikaner Stimmung gegen die Milliarden-Hilfen für die Ukraine machen – mit Erfolg, denn mittlerweile gibt es Umfragen, wonach eine knappe Mehrheit der US-Bürger gegen die weitere Unterstützung Kiews ist. Auch die europäische Solidarität besteht oft mehr in schönen Worten als in konkreten Taten. Ausgerechnet die polnische PiS-Regierung, die so lautstark die mangelnde deutsche Militär-Hilfe kritisierte, zeigt sich gnadenlos egoistisch, wenn es um ihre Wähler-Klientel, die polnischen Bauern, geht.

Zusammen mit der Slowakei und dem Putin-getreuen Viktor Orbán in Ungarn hat Polen ein Importverbot für ukrainisches Getreide erlassen. Kiew hat gegen die drei Staaten nun eine Klage bei der Welthandelsorganisation WTO eingereicht – das ist ein Konflikt, der im Kreml die Korken knallen lässt. Denn Russlands Strategie setzt darauf, dass die westlichen Gesellschaften kriegsmüde werden und sich die Stimmung gegen Kiew wendet.

Die Ukraine muss deshalb nicht nur in den Schützengräben im Osten ihres Ländes kämpfen. Der Besuch Selenskyjs in New York ist auch ein Kampf um die Herzen der Menschen im Westen. Denn ohne deren fortdauernden Rückhalt ist der Krieg gegen Putin nicht zu gewinnen.

Klaus.Rimpel@ovb.net

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