Auf der Liste der Empfänger von Entwicklungshilfe aus Deutschland steht Indien ganz oben: Fast eine Milliarde Euro fließen jährlich nach Neu-Delhi. Gleichzeitig schickt Premierminister Narendra Modi für teures Geld eine Rakete zum Mond – 75 Millionen Dollar hat die Mission gekostet. Wie passt das zusammen?
Indien ist mittlerweile die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Digitalwirtschaft boomt. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach einer Prognose der Industrieländer-Organisation OECD dieses Jahr um sechs Prozent wachsen. Gleichzeitig leben viele Inder ohne Strom, hunderte Millionen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Der Fokus der deutsch-indischen Zusammenarbeit liegt aber nicht auf der Bekämpfung von Armut, sondern auf dem Ausbau von Erneuerbaren Energien. Ersetzt man den Begriff „Entwicklungshilfe“ mit „Investition“ (tatsächlich muss Indien den Großteil verzinst zurückzahlen), handelt es sich bei den Geldern plötzlich um Teil einer größeren Strategie: In Deutschland verspricht man sich, von Indiens technologischem Fortschritt lernen zu können. Indien mag zwar als aufstrebende Supermacht nicht mehr auf Spenden angewiesen sein – eine langfristige Partnerschaft auf Augenhöhe ist aber für beide Seiten nützlich.
Kathrin.Braun@ovb.net