Baku/Eriwan – Es war ein kurzer, ungleicher Kampf: Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hat nach den heftigen Angriffen seiner Armee auf das von Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach den Sieg erklärt. In der eintägigen Operation habe Aserbaidschan seine Herrschaft über das Gebiet im Südkaukasus wiederhergestellt, sagte er am Mittwochabend in einer Fernsehansprache. Der Einsatz, den er eine Anti-Terror-Operation nannte, sei beendet.
Für die armenischen Verteidiger war die aserbaidschanische Übermacht zu groß. Nach Beginn der Angriffe stimmten sie einen Tage später einer Feuerpause zu – die einer Kapitulation gleichkommt. Aliyev sprach von illegal in Karabach stationierten armenischen Truppen, die vernichtet worden seien. „Militärische Ausrüstung wurde zerstört und unbrauchbar gemacht.“
Den Karabach-Armeniern, die eine Vertreibung aus alten Siedlungsgebieten befürchten, versprach Alijev, sie würden bald eine Wende zum Besseren erleben. Das bereits seit Jahrzehnten zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken umkämpfte Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnt.
Außenministerin Annalena Baerbock hat Russland und Aserbaidschan nun zu Anstrengungen für eine diplomatische Lösung aufgerufen. „Gerade Aserbaidschan und auch Russland müssen dafür sorgen, dass Menschen in ihrem eigenen Zuhause sicher sind“, sagte die Grünen-Politikerin. EU-Ratspräsident Charles Michel pochte insbesondere auf eine „sichere und würdige Behandlung der Armenier in Karabach“.
HANNAH WAGNER