Auf dem Papier super, in der Praxis ein Desaster: Die gemeinsame Panzer-Entwicklung von Deutschland und Frankreich droht an politischen, militärischen und unternehmerischen Hakeleien zu scheitern. Angst um die regionale Wertschöpfung, Streit über militärische Anforderungen – alles berechtigt, aber die dahinterliegende viel größere Gefahr wird im Klein-Klein übersehen. Wenn Europa es nicht endlich schafft, eine funktionierende gemeinsame Rüstungsindustrie aufzubauen, schwächt sich der Kontinent militärisch und wirtschaftlich.
Es ist ja nicht nur der Panzer MGCS. Beim Kampfjet-Projekt FCAS geht es nur zäh voran. Die Nachfolge für den Kampfhubschrauber Tiger ist nicht gesichert. Für die schweren Transporthubschrauber macht sich Deutschland nun abhängig vom US-Modell Chinook. Die Drohnen-Entwicklung wurde verpennt, da wird seit Jahren das israelische Heron-Modell gebucht. Und den Raketenschutzschirm Arrow 3 kaufen wir ebenfalls in Israel.
Jeder Einkauf außerhalb Europas heißt: Im Inland wurden Entwicklungs-Milliarden versenkt, Jobs stehen auf der Kippe, Investitionen fließen ab. Da rächt sich, dass (besonders bei uns) jede Rüstungsindustrie irgendwie „igitt“ war und die Sicherheitslage naiv fehleingeschätzt wurde. Europa, ausgehend von der Achse Deutschland-Frankreich, muss den Durchbruch für gemeinsame Projekte hinkriegen, und zwar schnell, ehe überall nationale Egoismen gestärkt werden. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben für Minister Pistorius und nötigenfalls seinen Kanzler.
Christian.Deutschlaender@ovb.net