Söder lädt zum Parteitag

Der Spagat der alten Dame CSU

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

In Bayern ist alles größer, besser, schöner. Das gilt in verschärfter Weise, wenn sich die Staatspartei CSU selbst feiert wie an diesem Samstag auf dem Münchner Parteitag. Ihr wortgewaltiger Chef Markus Söder wird es zwei Wochen vor der Wahl an nichts fehlen lassen, am allerwenigsten am Weihrauch (für sich selbst). Doch verbirgt sich hinter den Rauchschwaden eine tief verunsicherte Partei und ein ebenso nervöser Vorsitzender. Wie es – mit beiden – nach dem Urteil des bayerischen Souveräns weitergeht, ist unklar. Wie nie zuvor in der seit 77 Jahren andauernden Regierungszeit von Europas stolzester Regionalpartei muss die CSU um ihren Rang im Freistaat und in Deutschland bangen. Droht sie ihn zu verlieren, kann das schnurrende Kätzchen noch immer zur fauchenden Furie werden, jederzeit und unvermittelt.

Dass Aiwanger & Co. an ihren heiligen Prozenten nagen, daran sind die Erben von Strauß, Stoiber und Waigel nicht unschuldig. Zwar ist Bayern bis heute das Sehnsuchtsland der meisten Bundesbürger, und selbst ihren Gegnern wird es schwerfallen zu bestreiten, dass das mit dem Wirken der CSU zu tun hat. Doch hat sich die Partei zuletzt Schwächen erlaubt: Sie trug, wenn auch notgedrungen, die heute kritisch beäugte Merkelpolitik mit, war in der Ägide Söder nicht immer so prinzipienfest, wie die meisten Bayern sich „ihre“ CSU wünschen, und auch der Verlust der Macht in Berlin ging mit auf ihr Konto.

Doch gilt es als mildernden Umstand auch zu berücksichtigen, dass die Gesellschaft zunehmend auseinanderfällt, was der CSU ihr Geschäft erschwert. Ein Aiwanger kann sich als Volkstribun für die Landbevölkerung aufspielen, die Grünen den Lautsprecher für die „woken“ Städter geben, die AfD die Zornigen umwerben. Doch die Aufgabe der CSU war und ist es, als Volkspartei das ganze Land zusammenzuhalten. Dieser Spagat wird schwieriger. Aber auch als etwas reifere Dame hat sich die CSU noch als erstaunlich gelenkig erwiesen, wenn auch bisweilen etwas unelegant und unter hörbarem Ächzen. Söder und seiner CSU bleibt die Hoffnung, dass viele Bayern auf dieses Talent auch künftig nicht verzichten wollen.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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