Diese Zahl ist mit dem elitären bayerischen Selbstverständnis, alles viel besser zu machen als die anderen, nicht zu vereinbaren: Die Treibhausgasemissionen sind im Freistaat seit 1990 nur halb so stark gesunken wie im Rest der Republik. Doch anstatt das als Ansporn zu sehen, stellte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in dieser Woche die Klimaziele der Staatsregierung, deren stellvertretender Ministerpräsident er ist, infrage.
Vielleicht hat Aiwanger beobachtet, wie Premier Rishi Sunak die Klimaziele in Großbritannien stutzte. Von konservativen Wählern gab es fürs Verschieben des Verbrenner-Aus natürlich Beifall. Kritik kam interessanterweise ausgerechnet von den Autoherstellern. Sie wollen Planbarkeit und Innovation. Das sollte Aiwanger, eigentlich Wirtschaftsminister im Autoland Bayern, bedenken.
Inzwischen hat der FW-Chef die alte CSU-Kunst perfektioniert, die lauteste Opposition gegen die eigene Regierungspolitik zu machen. Seine Querschüsse im Wahlkampf – jüngst auch beim Thema Migration – sorgen bei der CSU-Spitze inzwischen für Wutausbrüche. Vor der Wahl gibt es die nur hinter den Kulissen. Doch kaum einer kann sich noch ausmalen, wie CSU und Freie Wähler nach der Wahl eine harmonische Liebesheirat inszenieren wollen – mit Söder/Aiwanger als Traumpaar.
Mike.Schier@ovb.net