Immer wieder hören wir die Geschichte, wo eine gute Fee einem Sterblichen die Erfüllung von drei Wünschen schenkt. Aber die meisten der so Beglückten machen einen törichten Gebrauch davon. Sie wünschen sich Reichtum, Schönheit und Luxus, vergessen aber, sich auch den Verstand zu wünschen, mit den Glücksgütern des Lebens richtig umzugehen
Was man sich wirklich wünschen soll, das lehrt der griechische Philosoph Epikur. Ein Fußboden-Mosaik mit fünf Wünschen aus dem vierten Jahrhundert ist in seinem Geiste entstanden. Es gibt Auskunft darüber, wie wenig wir heute Lebenden uns von Menschen unterscheiden, die vor 17 Jahrhunderten im damaligen Halikarnassos den Eintritt in ihr Haus mit Wünschen geschmückt haben.
Zuoberst steht die Gesundheit, auf dem Mosaik griechisch Hygieia genannt. Mit ihrem Vater Asklepios ist das die Schutzheilige der Gesundheit. Den Namen Hygiene haben wir von ihr in unsere Sprache aufgenommen.
Aber an zweiter Stelle folgt direkt die Lebensfreude. Das ist Epikur und modern bis heute. Ja, wir dürfen uns freuen in unserem Leben. Unser Streben nach Glück ist nichts Verwerfliches, sondern der Kern der Freiheit, die wir genießen in den Ländern, deren Verfassung das private Glück jedes Bürgers zum Ziel hat. Ach, leider sind es immer weniger Staaten, die sich zur Freiheit des Einzelnen bekennen. Und dort, wo das noch der Fall ist, wie bei uns, will der Staat alles lenken mit dem Anspruch, uns vor uns selber schützen zu müssen. Bis in das kleinste Detail will ein aus den Fugen geratener Wohlfahrtsstaat in liebevoller Umarmung uns den Weg durch unser Leben vorschreiben.
Der nächste Wunsch auf unserem Mosaik ist Frieden und das verstehen wir auf den Grund, in einer Welt, in der jeder Frieden durch Putins Angriffskrieg in der Ukraine und durch das Säbelrasseln anderer Selbstherrscher täglich gebrochen wird. Die Sehnsucht nach Frieden prägt auch die deutsche Geschichte, die man nicht nur auf zwölf Hitlerjahre eingrenzen darf. „Concordia Domi – Foris Pax“ – Eintracht zuhause und Frieden in der Welt, so steht es schon auf dem Lübecker Holstentor.
Die Erkenntnis, dass die Welt nicht friedlich ist, dass immer wieder Aufgaben vor uns liegen, zieht sich durch die Jahrhunderte. Deswegen lautet der vierte Wunsch auf dem Mosaik, immer guten Mut zu haben. Mit Optimismus können wir, bei allem Schlimmen in der Welt, die Aufgaben angehen, Forderungen erfüllen, die das Leben uns stellt.
Schließlich steht auf unserem alten Mosaik das griechische Wort Elpis – die Hoffnung. Sie ist Kern unseres Lebens, sie begleitet uns, wenn wir bereit dazu sind, überall durch unser Leben. Und noch im Tode pflanzen wir Menschen die Hoffnung auf als die gläubige Gewissheit an die Auferstehung.
Gesundheit, Lebensfreude, Frieden, Lebensmut und Hoffnung – das sollten wir uns wünschen, wenn die gute Fee einmal bei uns vorbeikommt. . .
Schreiben Sie an:
Ippen@ovb.net