Meloni schreibt Brandbrief an Berlin

Italiens Ärger über die Doppelmoral der Ampel

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Über die völlig verkorkste Asylpolitik der Ampelregierung ist schon viel geschrieben worden, aber das setzt der Doppelmoral die Krone auf: Mit Steuerzahlergeld finanziert die Bundesregierung deutsche Seenotretter im Mittelmeer, die in großer Zahl Migranten nach Italien bringen. Anschließend will Berlin mit den so „Geretteten“ aber nichts mehr zu tun haben. Die Ampelpartei FDP läuft Sturm dagegen, dass Deutschland den Italienern einen Teil der Migranten abnimmt. Und auch SPD-Innenministerin Faeser, die in der Migrationspolitik zwei Jahre lang durch Nichtstun glänzte und lieber das hohe Lied von der europäischen „Verteilung“ der Flüchtlinge sang, hat die Übernahme von Bootsflüchtlingen zeitweise ausgesetzt.

Das hässliche Spiel ist seit 2015 allen Europäern wohlbekannt: Für die Moral sind die Deutschen zuständig, für die Drecksarbeit der Grenzsicherung die Südländer. Die müssen sich von den deutschen Grünen anschließend noch harsche Belehrungen anhören, wenn sie Bootsflüchtlinge nach Afrika zurückbringen. Dabei sehen sich die Seenotretter seit Jahren selbst mit dem Vorwurf konfrontiert, mit den Schleusern zu kooperieren.

Nun ist es ein Unterschied, ob die Evangelische Kirche ihr Flüchtlingsschiff mit dem Geld der Gläubigen finanziert oder die Bundesregierung dasselbe in einem hoheitlichen Akt mit dem Geld der Steuerzahler tut. Man kann der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den Ärger nachfühlen: Sie wurde von den Bürgern ihres Landes gewählt, um Ordnung ins Zuwanderungschaos zu bringen. Jetzt stellt sie fest, dass deutsche Organisationen mithilfe der Berliner Regierung ihr auf italienischem Boden die Arbeit erschweren und die Ampelregierung es noch nicht mal für nötig befindet, sich mit Rom darüber ins Benehmen zu setzen. Das ist nicht nur unfreundlich. Das ist die Arroganz der alten Merkel-Politik, die der ganzen EU ihre Migrations-Regeln aufzwingen zu können glaubte. Doch vom Absteigerland Deutschland will Europa heute weniger denn je Lektionen erteilt bekommen.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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