Zwei Monate dauert nun schon die Hängepartie in der spanischen Politik – für Europa ist das nicht zuletzt deshalb ein Problem, weil das Land mit der viertgrößten Volkswirtschaft derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat. Aber eine Lösung ist nicht in Sicht: Der konservative Wahlsieger Alberto Núñez Feijóo fand auch am Freitag keine Mehrheit im Parlament. Nun darf sich der sozialistische Amtsinhaber Pedro Sánchez versuchen.
Auch seine Karten sind kaum besser. Um eine Regierung bilden zu können, müsste Sánchez auf separatistische Kräfte zurückgreifen, die den spanischen Staat eigentlich ablehnen – aus dem Baskenland, vor allem aber aus Katalonien. Es wäre völlig absurd, wenn Carles Puigdemont, der aus Sorge vor den spanischen Strafbehörden im belgischen Exil lebt, nun bei der Regierungsbildung im verhassten Madrid mitmischt. Und als Gegenleistung gar ein neues Unabhängigkeitsreferendum bekommt.
Auch in der für europäische Verhältnisse noch jungen spanischen Demokratie ändert sich die Parteienkonstellation. Man erinnere sich an Deutschland in den 80ern und 90ern zurück: Eine Koalition aus Union und SPD schien damals undenkbar. In Spanien ist das bis heute so. Aber irgendwann muss auch hier Einsicht einkehren.
Mike.Schier@ovb.net