„Viele CDU-Mitglieder schämen sich für Merz“

von Redaktion

Sozialflügel fordert Parteichef nach Zahnarzt-Aussage auf, nicht als Kanzler zu kandidieren

Berlin – CDU-Chef Friedrich Merz steht nach seiner Zahnarzt-Aussage massiv in der Kritik – auch in seiner eigenen Partei. Der Vize-Chef des CDU-Sozialflügels, Christian Bäumler, sagte: „Die Entgleisungen von Merz sind mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar.“ Er forderte Merz auf, seine Äußerungen zurückzunehmen oder auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten. „Viele CDU-Mitglieder schämen sich für ihren Parteivorsitzenden.“

Der Parteivorsitzende selbst verteidigte seine Worte. Man müsse zu diesem Thema auch mal etwas Kritisches sagen können, sagte er auf einem Parteitag der CDU Sachsen-Anhalt. Die Republik müsse nicht in „Schnappatmung“ verfallen, wenn man auf drohende Überforderung hinweise.

Merz hatte am Mittwoch beim Fernsehsender „Welt“ gesagt: „Die werden doch wahnsinnig, die Leute, wenn die sehen, dass 300 000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“

Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast, nahm die Union in die Pflicht: „Wo ist der Aufschrei der Anständigen in der Union? Wo der deutliche Widerspruch der CDU-Ministerpräsidenten?“ Sie verglich den CDU-Chef mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump. „Merz bedient die Methode Trump: Er äußert sich faktenfrei, menschenverachtend und stellt die eigene Emotion in den Mittelpunkt.“

Nordrhein-Westfalens Sozialminister Karl-Josef Laumann, der auch Vorsitzender des CDU-Sozialflügels ist, hat sich zurückhaltend dazu geäußert. Er räumte ein, dass es in seinem Land kein Problem mit Zahnbehandlungen für Asylbewerber gebe. Er verwies aber auf andere Probleme in den Kommunen, etwa bei der Unterbringung von Geflüchteten.

Braunschweigs evangelischer Landesbischof Christoph Meyns kritisiert Merz scharf. „Das ist unerträglich“, sagte der Geistliche am Sonntag im Erntedankgottesdienst im Braunschweiger Dom. Merz fördere damit eine Haltung, die auf der Grundlage von Vorurteilen dazu diene, sich selbst auf- und andere abzuwerten. Damit übernehme er den Politikstil der AfD.

Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) sagte am Samstag, die Äußerungen vom CDU-Vorsitzenden seien rechtlich Quatsch, faktisch falsch und politisch verheerend. „Das darf man nicht durchgehen lassen.“

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