Eskalation im Kosovo

Vucic und das Krim-Drehbuch

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Erst dringen maskierte Kämpfer in Militärfahrzeugen ohne Kennzeichen ins Land ein, dann marschieren Truppen an der Grenze auf: Im Kosovo scheint der serbische Präsident Aleksandar Vucic das Drehbuch zu wiederholen, das sein Duzfreund Wladimir Putin auf der Krim vorexerzierte. Läuft also nun auch im Pulverfass Balkan wieder alles auf Krieg zu, ersetzen wie in der Ukraine Raketen und Panzer Diplomatie und Verträge?

Nein, denn diesmal kennt der Westen das Drehbuch – und kann deshalb rechtzeitig entsprechend hart reagieren. Die Chancen, die Gewaltspirale zu stoppen, stehen aber auch deshalb gut, weil Vucic nicht Putin ist. Der einstige Propagandaminister des Serben-Führers und Kriegsverbrechers Slobodan Milosevic lavierte bisher höchst erfolgreich zwischen Moskau und Brüssel. Er dürfte wenig Interesse daran haben, seine mühselig erarbeitete EU-Beitrittsperspektive ganz zu verspielen. Und anders als auf der Krim stehen im Kosovo UN-Friedenstruppen. Ein serbischer Angriff auf den Nachbarn bedeutet auch eine Konfrontation mit den Kfor-Soldaten – diesen offenen Konflikt dürfte Vucic scheuen.

Für ihn ist es viel attraktiver, den Kosovo-Konflikt mit ständigen Nadelstichen und hybrider Kriegsführung weiter am Köcheln zu halten. Am 17. Dezember sind Parlamentswahlen in Serbien. Dafür braucht Vucic anti-kosovarische Stimmungsmache. Aber keinen Krieg.

Klaus.Rimpel@ovb.net

Artikel 1 von 11